GuK Gebärdenunterstützte Kommunikation

von Frau Professor Etta Wilken, erschienen in “Leben mit Down-Syndrom”, Nr. 35, September 2000 Beitrag über Entstehen, Ziele, Anwendungsbereiche und Handhabung der Kartensammlung:

Was ist GuK?

GuK ist die Abkürzung für Gebärden-unterstützte Kommunikation.

Das Arbeitsmaterial von GuK besteht aus drei verschiedenen Typen von Karten, insgesamt 300 Stück. Auf 100 Karten werden Gebärden zu wichtigen ersten Grundbegriffen für kleine Kinder gezeigt. Andere Karten zeigen Abbildungen zu diesen Gebärden-Wörtern. Allerdings haben wir für Begriffe wie weg, leise, klein u.ä. keine Bilder, weil die Bedeutung dieser Wörter kontextabhängig und nicht bildlich darstellbar ist.

Ergänzend zu den Gebärdenkarten und den Bildern gibt es noch Wortkarten, um eine spielerische Verbindung mit dem Lesen zu ermöglichen.

Welches Ziel hat GuK?

GuK erleichtert durch den begleitenden Einsatz von Gebärden die Kommunikation mit Kindern, die nicht oder noch nicht sprechen. Das Sprechen wird also nicht ersetzt, sondern mit Gebärden unterstützt. Dabei werden auch nicht alle Wörter gebärdet, sondern nur solche Wörter, die für das Verstehen der Mitteilung von Bedeutung sind.

Den Kindern erleichtern diese Betonung der wichtigen Wörter und die Visualisierung des Gesprochenen durch die Gebärden das aufmerksame Hinsehen und das Sprachverständnis. Da es leichter ist zu gebärden, als zu sprechen, helfen die Gebärden den Kindern auch, sich früher verständlich mitzuteilen.
Besonders in der Frühförderung von Kindern mit spezifischen Problemen beim Spracherwerb und beim Sprechen kann GuK eine wichtige ergänzende Hilfe sein.

Deutsche Gebärdensprache (DGS) und Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG)

Im Unterschied zu diesem Verfahren stellt die Gebärdensprache (DGS) ein eigenständiges Sprachsystem der Gehörlosen dar, das differenziertere Mitteilungen mit Gebärden ermöglicht.

Allerdings sind besondere Regeln erforderlich, weil beim Gebärden verschiedene Informationen motorisch verknüpft und zeitgleich vermittelt werden. Deshalb entsprechen Aufbau und Satzstruktur der Gebärdensprache keineswegs der entsprechenden Lautsprache. Auch sind Gebärden kulturabhängig und keineswegs international gleich. Nur bei einigen Gebärden, die wir als “natürlich” bezeichnen (z.B. trinken oder essen) gibt es größere Übereinstimmungen. Allerdings gibt es selbst bei solchen Gebärden noch internationale oder regionale Abweichungen, bedingt durch die Unterschiede, wie und was man trinkt bzw. isst. Bei den formbeschreibenden oder tätigkeitsnachahmenden Gebärden kommt noch hinzu, welcher Aspekt des Begriffes besonders betont wird (z.B. bei Ball die Form oder das Spiel).

Die Lautsprachbegleitenden Gebärden (LBG) sind zwar aus der deutschen Gebärdensprache abgeleitet, entsprechen in der Abfolge jedoch der normalen gesprochenen Sprache, weil sie begleitend zum Sprechen gebärdet werden. So kann hörgeschädigten Kindern die Lautsprache sichtbar gemacht werden, um ihnen die Verständigung zu erleichtern. Allerdings führen Lautsprachbegleitende Gebärden zu einer “Kunstsprache”, die langsamer als die Gebärdensprache und auch langsamer als das normale Sprechen ist. Zudem sind einige besondere grammatische Regeln bei der Satzbildung zu beachten (z.B. “ich ziehe meine Jacke aus” wird zu “ich will meine Jacke ausziehen”, um dadurch die Trennung des Verbs zu vermeiden)

Welche Gebärden werden bei GuK benutzt?

Bei der Darstellung der Gebärden auf den GuK-Karten beziehen wir uns überwiegend auf das Buch “Schau doch meine Hände an” (B.E.B, Reutlingen 1998) und ergänzend auf das “Gebärdenlexikon” (Maisch/Wisch, Hamburg 1996). “Schau doch meine Hände an” wird besonders in Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung verwendet, während das “Gebärdenlexikon” für Hörgeschädigte geschaffen worden ist und einen erheblich größeren Wortschatz umfasst und dadurch differenziertere Mitteilungen ermöglicht.

Wir haben uns bei der Darstellung vorwiegend an der Gebärdensammlung “Schau doch meine Hände an” orientiert, weil diese einfacheren Gebärden für kleine Kinder geeigneter sind. Da Gebärden bei GuK die Aufgabe haben, nur so lange die Kommunikation zu unterstützen, bis das Kind hinreichend sprechen kann, ist auch nur ein Grundwortschatz nötig.

Für die Auswahl der Gebärden haben wir überlegt – und im Zweifelsfall ausprobiert -, welche Ausführung besonders für kleine Kinder geeignet ist. So ist es z.B. für kleine Kinder nicht nötig, eine Gebärde für Fuß (oder andere Körperteile), wie sie im Gebärdenlexikon dargestellt sind, zu lernen. Es ist verständlicher, auf die gemeinten Körperteile zu zeigen.

Eine solche Auswahl der Gebärden bedeutet kein besonderes Problem. Auch im Gebärdenlexikon werden für viele Begriffe unterschiedliche Gebärden angegeben und machen damit eine Entscheidung nötig (z.B. für Schnee: eine Gebärde, die das Schneien und eine, die das Formen eines Schneeballs nachahmt).

Die Zusammenstellung der dargestellten Begriffe in der GuK-Sammlung erfolgte nach der Bedeutung, die sie für kleine Kinder beim Spracherwerb und in der Unterstützung von Verstehen und Mitteilen in der frühen Kommunikation haben. Aber nicht für alle Wörter, die für ein bestimmtes Kind wichtig sein können, findet sich eine Gebärdenkarte. Es kann deshalb nötig sein, einzelne Begriffe aus den umfangreicheren Gebärdensammlungen zu ergänzen. Oft können auch für solche besonderen Wörter ganz eigene Zeichen gefunden werden. So war ein Kind nach einem Zirkusbesuch von den Seehunden begeistert. Für Seehund ließ sich aber keine Gebärde finden! Das Kind gebärdete jedoch selber spontan, indem es mit seiner Faust auf die Nase tippte (die Seehunde hatten einen Ball auf der Nase balanciert). Für solche individuellen Gebärden sind leere Karten vorhanden, die dann nach den Bedürfnissen des einzelnen Kindes gestaltet werden können.

Bildkarten für Familienangehörige (Mama, Papa, Oma, Opa, Schwester, Bruder u.a.) haben wir nicht vorgesehen, weil es sinnvoller ist, ein Foto der entsprechenden Person zu verwenden und auf eine der leeren Karten zu kleben. Es hat sich auch gezeigt, dass bei nahen Verwandten für die meisten kleinen Kinder die üblichen Gebärden nicht so gut geeignet sind (z.B. wird für Oma im Gebärdenlexikon ein Haarknoten angedeutet, in “Schau doch meine Hände an” wird eine zusammengesetzte Gebärde aus “alt” und “Mutter” angeboten). Besser sind sehr individuelle Gebärden, die sich konkret auf die einzelnen Personen beziehen (z.B. für Opa: mit der flachen Hand über den Kopf streichen, weil er eine Glatze hat, oder für Oma: beide Ohrläppchen anfassen, weil sie Ohrringe trägt, für Onkel A.: auf eine Schulter klopfen, weil dieser Onkel das Kind oft auf seine Schultern setzt, u.Ä.).

 

Weil beim GuK-System die Gebärden das Sprechen nur unterstützen sollen, repräsentieren viele Gebärden ein ganzes Begriffsfeld. So kann die Gebärde für gut generell eingesetzt werden für Lob und sprachlich unterschiedlich begleitet werden mit z.B. “das hast du gut gemacht” oder “prima”. Entsprechendes gilt für Tadel, Verbot oder auch für Halt bzw. stehen bleiben, fertig bzw. Schluss, Ende, aufhören u.a. Ähnlich wird auch für Fliege, Mücke, Biene die gleiche Gebärde benutzt. Viele Substantive und die zugehörigen Verben werden gleich gebärdet, z.B. Fahrrad/Dreirad und Rad fahren oder müde und Bett usw. Einige Gebärden lassen sich nur sinnvoll im Zusammenhang mit einer bestimmten Handlung darstellen, z.B. an, aus, zu, auf oder weg.

Es ist wichtig zu betonen, dass GuK für viele Kinder nur eine vorübergehende Bedeutung hat, weil Gebärden mit zunehmenden Fähigkeiten im Sprechen überflüssig werden. Bei den meisten Kindern mit Down-Syndrom z.B. sind sie für die Verständigung wichtig zwischen dem zweiten und dem fünften Lebensjahr. Die Kinder sollten aber immer ermutigt werden, ihren Möglichkeiten entsprechend sich auch verbal zu äußern. Manchmal hilft es, dem Kind im Spiel etwas in die Hand zu geben und es zum Benennen aufzufordern. So kann es motiviert werden, sich verbal zu verständigen – oder es legt den Gegenstand aus der Hand, um zu gebärden.

Wann beginnt man mit GuK?

Für die Entwicklung von Fähigkeiten ist wichtig, dass das Kind ihre Bedeutung erlebt und den Gebrauch als sinnvoll erfährt. Das gilt auch für das Hören. Wir müssen deshalb in unterschiedlichen Situationen, bei gemeinsamen Handlungen und im Spiel mit dem Kind sprechen, um diese “Weckfunktion” der Lautsprache für die auditive Wahrnehmung und lautsprachliche Orientierung zu erhalten. Dadurch kann das Kind auch zu eigenem Lautieren und differenzierter Übernahme der typischen Laute seiner Umgebungssprache angeregt werden. Gebärden sollten deshalb nicht zu früh angeboten werden, um diese Entwicklung durch eine Visualisierung von Sprache nicht zu gefährden.

In einem Entwicklungsalter von etwa acht bis neun Monaten werden für alle kleinen Kinder einfache Gesten (z.B. winke winke machen) interessant. (Kinder mit Down-Syndrom sind dann meistens 14 bis 20 Monate alt.) Die Kinder sind jetzt in der Lage, z.B. auf die Fragen “Wie groß bist du?” oder “Wie gut hat es geschmeckt?” mit entsprechender Gestik zu antworten, nach Aufforderung auf einzelne Körperteile (Nase) zu zeigen und nachzumachen.

Deshalb kann man jetzt beginnen, beim Gespräch mit dem Kind, beim Spielen und Ansehen von Bilderbüchern die Kommunikation mit einzelnen Gebärden zu unterstützen. Damit wird das übliche Angebot an Gesten und Fingerspielen lediglich erweitert. Das Kind kann dabei leicht motiviert werden, eine Gebärde mit- bzw. nachzumachen. Die Gebärden sind so nicht etwas Ungewöhnliches, sondern ein Spiel, das begleitend zum Sprechen eingesetzt wird.

Die Erfahrung zeigte, dass durch die lautsprachliche Orientierung im ersten Lebensjahr und durch die Gebärdenunterstützte Kommunikation ein “Verstummen”, wie es bei frühem Einsatz von Gebärdensprache befürchtet wird, eindeutig vermieden werden kann.

Wird der Spracherwerb durch GuK verzögert?

NEIN, GuK unterstützt vielmehr das Verstehen und das Verständigen und fördert dadurch das Sprechenlernen. Das hat verschiedene Gründe.

Alle Kinder können Gebärden früher und leichter lernen als Lautsprache, weil die motorische Kontrolle der Hände eher möglich ist als die viel differenzierteren Sprechbewegungen. Zudem kann man die Kinder bei der Ausführung der Gebärden direkt unterstützen.

Viele Gebärden enthalten deutliche Merkmale des Bezeichneten, z.B. bezogen auf die Form, die Tätigkeit oder eine wesentliche Eigenschaft. Diese teilweise Ähnlichkeit von Zeichen und Bezeichnetem erleichtert auch das Verständnis. Das entspricht den Lautmalereien, wie z.B. “Wau-wau” für Hund oder “Tick-tack” für Uhr.

Die einzelnen Gebärden können in konkreten Situationen eingeführt werden, die dadurch die inhaltliche Verbindung von Zeichen und Wort verdeutlichen (z.B. die Gebärde für Banane, wenn eine Banane gepellt wird).

Weil die gebärdeten Wörter nach den Interessen des Kindes ausgewählt und in Situationen angeboten werden, die für das Kind von Bedeutung sind, können die Kindern sich auch besser an die Wörter erinnern. Zudem ist, im Gegensatz zu gesprochenen Wörtern, ein längeres Betrachten des Zeichens möglich oder eine langsamere Ausführung der Gebärde. Auch spezielle Schwierigkeiten beim Hören und in der Wahrnehmung können durch die Verknüpfung von auditiver und visueller Information verringert werden.

Besonders wichtig ist jedoch, dass die Gebärden die Entwicklung basaler sprachlicher Strukturen fördern und damit die kognitiven Voraussetzungen für den Spracherwerb unterstützen. GuK beeinträchtigt deshalb nicht das Sprechenlernen, sondern wirkt sich positiv aus. Und wenn das Kind sich lautsprachlich hinreichend verständlich machen kann, wird es zunehmend mit dem Gebärden aufhören.

Für welche Kinder ist GuK geeignet?

GuK ist besonders hilfreich für kleine Kinder, die noch nicht sprechen, aber schon deutlich mehr verstehen können. Durch den Einsatz von GuK haben sie die Möglichkeit, sich mit den Gebärden besser verständlich machen zu können. Dadurch können die sonst häufigen frustrierenden Kommunikationserfahrungen verringert werden und die Mitteilungsbereitschaft der Kinder wird positiv verstärkt.

Auch das Verstehen wird durch die Gebärden erleichtert, weil ähnlich klingende Wörter (Hose – Dose) nicht so leicht verwechselt werden. Obwohl GuK überwiegend eingesetzt wird bei Kindern, die hören können, aber große Probleme beim Sprechenlernen haben, ist das Verfahren auch geeignet für hörgeschädigte Kinder, die sich lautsprachlich orientieren sollen und Hilfen zum Verstehen und zur Verständigung benötigen.

GuK bietet Kindern mit gravierenden Beeinträchtigungen im Spracherwerb und beim Sprechen eine Hilfe besonders zur Überbrückung der Diskrepanz von Mitteilungsbedürfnis und Verständigungsfähigkeit. Besonders günstige Erfahrungen liegen vor zur sprachlichen Förderung bei Kindern mit Down-Syndrom, aber auch bei anderen Kindern mit kognitiven Beeinträchtigungen, die eine stark verlangsamteSprachentwicklung zeigen.

GuK ist auch geeignet für nicht behinderte Kinder. Viele Gebärden lassen sich problemlos z.B. im Kindergarten in übliche Sing- und Sprechspiele integrieren und die Kinder können spielerisch lernen, wie man “mit den Händen spricht”. Auch im Spiel mit den Bildkarten können sie mit etwas Unterstützung durch Erwachsene sich die Gebärden aneignen. Zudem hilft es dem behinderten Kind, wenn auch andere Kinder die Gebärden kennen und benutzen, weil dadurch seine Verständigungsmöglichkeiten erweitert und seine Integration unterstützt wird.

Müssen erst viele Gebärden gelernt werden, bevor man mit dem Kind anfangen kann?

Nein, man kann mit einer einzigen Gebärde anfangen, die für das Kind in einer bestimmten Situation interessant ist, und sich dann langsam den Bedürfnissen des Kindes entsprechend weitere neue Gebärden aneignen.

In vielen verschiedenen Situationen – beim Essen, bei der Pflege, beim Spielen – sprechen wir mit dem Kind. Daran soll sich nichts ändern! Aber wir wählen jetzt bestimmte Gebärden aus, die für das Kind zur Verständigung wichtig sind, und bieten sie ihm als ein ergänzendes Zeichen zum gesprochenen Wort an.

Man muss auch keine Sorge haben, eine Gebärde falsch zu machen. Die wesentlichen Aspekte der Gebärde sind deutlich zu erkennen und deshalb leicht nachzumachen.

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Wann beginnt das Kind selbst zu gebärden?

Einige Kinder machen eine Gebärde spontan nach. Wenn wir z.B. mit ihnen ein Bilderbuch anschauen und ihnen zeigen, wie Katze gebärdet wird, versuchen sie vielleicht sofort, die Gebärde nachzuahmen. Oder wir zeigen ihnen in einer konkreten Situation die Gebärde für Keks und sie imitieren spontan. Trotzdem kann es dann noch recht lange dauern, bis sie die Gebärde zur Mitteilung einsetzen. Aber machen wir uns deutlich, wie lange ein Kind Wörter hört, bevor es zu sprechen anfängt! Wir dürfen deshalb nicht zu schnell ungeduldig werden und aufgeben.

Bei der Ausführung einer Gebärde in einer entsprechenden Situation können wir das Kind auch direkt unterstützen. Das Kind selbst wird Gebärden oft motorisch vereinfachen und seinen Bewegungsmöglichkeiten anpassen. Typisch ist z.B., wie alle Kinder anfangs allein mit einem Öffnen und Schließen der Hand winken. Wie beim Sprechen, wenn Kinder z.B. “lade” statt “Schokolade” sagen, werden diese Vereinfachungen mit zunehmenden Fähigkeiten überwunden. Wir sollten jedoch diese motorischen Vereinfachungen des Kindes ebenso wenig übel nehmen wie die “Kleinkindsprache”.

Um den spontanen Gebrauch von Gebärden zu unterstützen, kann es hilfreich sein, Situationen zu nutzen oder bewusst zu gestalten, die dem Kind ermöglichen, eine Auswahl zu treffen, etwas zu erbitten, was nicht erreichbar ist, nach etwas zu fragen, was nicht zu sehen ist.

Welche Wörter wählen wir aus?

Für die Auswahl der Wörter, die mit Gebärden unterstützt werden, sind die individuelle Bedeutung und das Interesse des Kindes zu berücksichtigen. Es möchte sich mitteilen können und mit den gebärdeten Wörtern etwas erreichen, was ihm wichtig ist. Sinnvoll ist deshalb nicht eine bestimmte Reihenfolge in der Vermittlung der Wörter, sondern eine Orientierung an den Bedürfnissen des Kindes. So wie auch Wörter in natürlichem Kontext in ihrer Bedeutsamkeit erlebt werden, sollten auch Gebärden im normalen Zusammenhang mit Handlungen gelernt werden. Der Umgang mit den konkreten Dingen, das Erfahren von Ähnlichkeiten zwischen Zeichen und Bezeichnetem erleichtert dem Kind das Erlernen und Behalten.

Kann man auch Sätze gebärden?

Anfangs gebärdet das Kind nur einzelne wichtige Wörter, so wie jedes Kind anfangs nur Ein-Wort-Sätze bildet. Mit zunehmenden Fähigkeiten und dem Bedürfnis nach differenzierterer Mitteilung werden auch Gebärden zu Zwei- “Wort”-Sätzen verbunden (z.B. Auto und haben, Fliege und weg).

Durch die Kombination von gesprochenen ersten Wörtern mit Gebärden können Zwei-Wort-Sätze in der gesprochenen Sprache vorbereitet werden, z.B. Mama (gesprochen) kocht (gebärdet).

In ähnlicher Weise kann in konkreten Handlungen die Verbindung von Gebärden und Lautsprache unterstützt werden. Auch mit Fotobilderbüchern können solche Situationen vorgegeben werden (gleiche Personen, die verschiedene Dinge tun). Wichtig ist nur, dass diese Bilder nicht zu formalen Übungen benutzt werden, sondern als gemeinsames Spielen und Erzählen erlebt werden.

Die GuK-Karten können für die Gestaltung eines individuellen Bilder- und Gebärdenbuches in ein Klappfoto-Album eingelegt werden, das dann gege-benfalls durchaus in Kindergarten und Schule mitgenommen werden kann, um dort auch anderen Personen Zugang zur besonderenKommunikationsform des Kindes zu ermöglichen.

Wie werden die verschiedenen Karten eingesetzt?

Mit den Gebärdenkarten können die verschiedenen Bezugspersonen des Kindes die individuell benötigten Gebärden lernen. In ein Fotoalbum mit Stecktaschen kann man auf der vorderen Seite das Bild einlegen und auf der Rückseite die Gebärde. Beim Durchblättern dieses Albums können wir das Bild benennen und mit dem Kind dazu gebärden oder das Kind auffordern, die passende Gebärde zum Bild zu machen. Aber auch Personen, die nicht so vertraut mit den Gebärden sind, können so mit dem Kind das Buch anschauen.

Auf den Gebärdenkarten zeigen ein Junge und ein Mädchen die einzelnen Gebärden. Sie sollen dem Kind helfen, sich mit diesen gebärdenden Kindern zu identifizieren. Wir können dem Kind auch eine Gebärdenkarte zeigen und fragen, was der Junge auf diesem Bild gerade “mit den Händen sagt”. (Ein Ratespiel, das gerade nicht behinderten Kindern Spaß macht.) Von den Bild- und Gebärdenkarten kann man auch Fotokopien herstellen, die den aktuellen Wortschatz des Kindes wiedergeben. Diese Seiten können dann z.B. im Kindergarten benutzt werden, um den anderen Kindern dort die besondere Kommunikationsform des Kindes zu zeigen.

Wie arbeitet man mit den Wortkarten?

Wenn das Kind eine gewisse Anzahl von Bildern mit Gebärden benennen kann, ist es möglich, die Wortkarten einzuführen. Der Aufbau eines solchen Sichtwortschatzes im Lesen kann eine weitere Unterstützung für das Sprechenlernen sein. Durch die Gebärden ist es möglich, dass das Kind auch die Wörter, die es noch nicht sprechen, aber lesend wieder erkennen kann, für uns verstehbar bezeichnet. Mit den Bildkarten und den Wortkarten können verschiedene Zuordnungsspiele durchgeführt werden. Wenn die Karten unterschiedlich zusammengestellt und fotokopiert werden, können für Legeübungen immer wieder anders geordnete “Mutterkarten” gestaltet werden. Die Wortkarten haben beim GuK-System eine nachrangige Bedeutung, bieten aber eine mögliche Ergänzung für die sprachliche Förderung.

Lieder und Sprechverse mit GuK begleiten

Es gibt viele Spiellieder, “Krabbelverse”, Kniereiter und Fingerspiele für kleine Kinder, die sich gut mit GuK begleiten lassen. Das ist eine ganz natürliche Möglichkeit, Gebärden einzusetzen und sie macht nicht nur den Kindern Spaß! Wichtig ist nur, dass wir bei den Liedern und Versen nicht zu viele Gebärden einsetzen. Es sollen nur die wichtigen Dinge oder Aktionen betont werden und das Kind sollte mitmachen können.

Die GuK-Kartenset 1 und 2 und die CDs können bei DSÖ bestellt werden.

Mail an office@down-syndrom.at

Die zusätzlichen Materialien und weiterführende Literatur von Prof. Etta Wilken können beim deutschen DS-Infocenter bestellt werden. (Nicht über den Shop, sondern per Mail bestellen)